Krebserregend, fortpflanzungsschädigend oder giftig für Wasserorganismen – das sind nur ein paar der Auswirkungen von Schadstoffen, die nach wie vor in vielen alltäglichen Produkten enthalten sind. Sie verstecken sich unter anderem in Weichmachern in Plastik, Farbstoffen in Textilien oder Flammschutzmitteln in Möbeln und Elektrozubehör.
Zumindest sind diese Substanzen jedoch auskunftspflichtig, was bedeutet, dass Verbraucher:innen das Recht haben, vom Verkäufer oder Hersteller eines Produktes zu erfahren, ob dieses schädliche Substanzen, sogenannte SVHCs (= Substances of Very High Concern) enthält. Die Liste von SVHCs und das Recht auf Auskunft sind im europäischen Chemikalienrecht verankert. Momentan befinden sich 223 Substanzen auf dieser Liste, die halbjährlich aktualisiert wird.
„Das Bewusstsein für SVHCs nimmt zwar laufend zu, jedoch weiß der Großteil der Verbraucher:innen noch immer nicht über die versteckten Gefahren Bescheid, geschweige denn über das geltende Auskunftsrecht“, berichtet Tassilo Nordmeyer, Chemikalien-Experte bei GLOBAL 2000, „Auf Seiten der Unternehmen muss auch noch viel geschehen, damit diese ihrer Informationspflicht ordnungsgemäß nachkommen können, denn das ist nicht immer ganz einfach. Ein großes Problem sind die oft sehr langen und unübersichtlichen Lieferketten.“
Um die Kommunikation zwischen Verbraucher:innen und Unternehmen, aber auch entlang der Lieferketten zu erleichtern, arbeitet GLOBAL 2000, gemeinsam mit 19 anderen Organisationen, im EU-Projekt „LIFE AskREACH“ an Lösungen. Die im Projekt entwickelte App „Scan4Chem“ ermöglicht es Verbraucher:innen ein Produkt im Geschäft zu scannen und nach SVHCs zu fragen. Wurde der betreffende Artikel bereits in die AskREACH Datenbank eingepflegt, erscheint die Information direkt in der App und die Firma muss die Anfragen nicht mehr einzeln beantworten. Das spart Zeit und Arbeit, sowohl auf Seiten der Verbraucher:Innen als auch auf Seiten der Unternehmen. Produktinformationen können nur von Hersteller und Verkäufer selbst in die Datenbank geladen werden. Sie sind gleichzeitig auch für die Richtigkeit der Daten verantwortlich. Im Rahmen von AskREACH werden diese Angaben stichprobenartig überprüft. Dazu wurden nun 49 zufällig ausgewählte Produkte aus der Datenbank an ein unabhängiges, akkreditiertes Labor gesendet und analysiert. Alle 49 waren als SVHC-freie Artikel eingetragen.
„Erfreulicherweise konnten in keinem der 49 Produkte SVHCs über dem Grenzwert von 0,1% nachgewiesen werden. Somit waren alle überprüften Informationen der AskREACH Datenbank korrekt“, so Nordmeyer weiter, „Verglichen mit den Ergebnissen unseres Sportartikel-Tests des letzten Jahres, bei dem 82 zufällige Produkte aus dem Handel analysiert wurden, sind das sehr erfreuliche Ergebnisse. Dort wurden in 24% der Sportartikel SVHCs gefunden und in 11% wurde der Grenzwert von 0,1% überschritten.“
Die App „Scan4Chem“ ist ein ausgezeichneter Einkaufsbegleiter und ein sehr gutes Tool, um Kaufentscheidungen treffen zu können, die zu einem gesünderen und umweltfreundlicheren Lebensstil beitragen. Selbst wenn für einen Artikel noch kein Eintrag in der Datenbank besteht, kann mit der App eine automatisch generierte Anfrage an Verkäufer oder Hersteller gesendet werden.
Nordmeyer abschließend: „Das Senden von Anfragen ist enorm wichtig für das wachsende Bewusstsein zu SVHCs, denn so merken auch jene Unternehmen, die ihre Artikel noch nicht in die Datenbank hochgeladen haben, dass ihre Kundinnen und Kunden an SVHC-freien Produkten interessiert sind. Je häufiger die App also genutzt wird, desto besser wird sie.“
Die App wurde bereits über 90.000 mal heruntergeladen und bietet Auskunft zu über 8,5 Millionen Artikeln.
Links:
Download Scan4Chem Google Play
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