Chemikalienmanagement

Geplantes PFAS-Verbot in der EU – Was es damit auf sich hat

Europäische Behörden aus fünf Staaten haben einen gemeinsamen Vorschlag zur Beschränkung von sogenannten PFAS-Chemikalien bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) eingereicht, unter ihnen das deutsche Umweltbundesamt (UBA). Die ECHA klassifiziert den Vorstoß als eines der umfangreichsten Chemikalienverbote in der europäischen Geschichte. Wir erklären euch, was PFAS sind, wie das potenzielle Verbot aussieht und wann die Umsetzung realistisch ist.

Per- und polyflourierende Substanzen, kurz PFAS, sind eine Gruppe von mehreren tausend Chemikalien, die sich durch ihre hohe Langlebigkeit und Stabilität auszeichnen. PFAS sind aufgrund ihrer Struktur sehr wasser- (hydrophob), fett- (lipophob) und schmutzabweisend, was sie für diverse Produkte interessant macht. So kommen sie unter anderem in Antihaftbeschichtungen von Pfannen, Outdoorkleidung oder auch Teppichen vor. Leider hat diese stabile Struktur einen großen Nachteil: PFAS verbleiben lange in der Natur, können sich in Nahrungsketten anreichern und somit der Gesundheit schaden. Daher rührt auch der weniger chemische Begriff der „ewigen Chemikalien“.

Ein paar Produktgruppen, über die wir in den direkten Kontakt mit PFAS kommen, haben wir bereits oben genannt. Leider ist es so, dass PFAS massenweise in der Industrie eingesetzt werden und danach lange überdauern. Das Ergebnis ist, dass PFAS inzwischen in Böden, Gewässern und der Luft zu finden sind. Auch im Blutserum konnte man die Stoffe bereits nachweisen, womit es PFAS bei vielen Menschen bereits in den Körper geschafft haben. Den Kontakt mit PFAS auszuschließen, ist somit beinahe unmöglich.

„PFAS werden mit verschiedenen negativen Folgen für die Gesundheit in Verbindung gebracht. Dazu zählen Organschäden, Störungen des Stoffwechsels und schwere Zivilisationskrankheiten wie Fettleibigkeit, Krebserkrankungen, Typ-2-Diabetes und Unfruchtbarkeit. Darüber hinaus können sich PFAS auf den Gesundheitszustand der nächsten Generationen auswirken, indem sie die fötale Entwicklung beeinträchtigen, Geburtskomplikationen verursachen oder sogar epigenetische Veränderungen der DNA herbeiführen.“

Dr. Aleksandra Rutkowska, Biotechnologin an der Medizinischen Universität Danzig und führende Gesundheitsexpertin des LIFE Chembee-Projekts

Der von den Staaten Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und Schweden eingebrachte Vorschlag umfasst das Verbot von rund 10.000 PFAS-Chemikalien in der Europäischen Union. Der Vorstoß basiert wohl unter anderem auf einer Untersuchung des Umweltbundesamtes, das 2022 viel zu hohe PFAS-Konzentrationen im Blut von Kindern und Jugendlichen vorgefunden hat. Bei bis zu einem Viertel sei die Konzentration derart hoch gewesen, dass „gesundheitliche Wirkungen nicht mehr mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden können“ (Umweltbundesamt, 2022).

Die wissenschaftlichen Ausschüsse für Risikobeurteilung (RAC) und sozioökonomische Analyse (SEAC) der ECHA werden über den Vorschlag ab März 2023 beraten. Dabei steht insbesondere die Frage im Raum, ob der Vorschlag den rechtlichen Anforderungen der EU-Verordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien (REACH) entspricht. Nachdem die Stellungnahmen beider Ausschüsse abgeschlossen sind, entscheidet die EU-Kommission gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten über eine Beschränkung. Aufgrund der Komplexität des Verbots ist dieses frühestens für 2025 realistisch.

„Grundsätzlich begrüße ich den Vorschlag der europäischen Behörden, die Verwendung von PFAS in Zukunft zu beschränken. In vielen alltäglichen Gebrauchsgütern stecken schädliche Chemikalien und die Menschen haben ein Recht darauf, dass die von ihnen verwendeten Produkte sicher sind. Allerdings kann sich der Beschränkungsprozess lange hinziehen und wenn wir dieses Verfahren für jede einzelne Chemikaliengruppe anwenden, erreichen wir das Ziel einer giftfreien Umgebung niemals. Deshalb erwarte ich von der Politik schnellere Lösungen, um alle gefährlichen Stoffe aus unseren Konsumartikeln zu verbannen.“

Heidrun Fammler, Vorstandsvorsitzende BEF

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