Kleidung wird in immer größeren Mengen zunehmend billiger hergestellt, ganz im Trend der sogenannten „Fast Fashion“. Mit dem rasanten Wachstum der Kleidungsindustrie wurde auch die synthetische Kunstfaser immer beliebter, aus der inzwischen 70 % aller Kleidungsstücke bestehen. Am häufigsten sind die Fasertypen Polyester, Polyamide, Elasthan und Polyacryl.
Die Kunstfaser besteht aus synthetischen Polymeren, also ganz simpel gesagt aus Plastik. In einem chemischen Prozess gewinnt man sie auf der Basis von fossilen Rohstoffen wie Erdöl. Anschließend werden chemische Zusatzstoffe hinzugefügt, damit die Faser, und am Ende das fertige Kleidungsstück, die gewünschte Farbe, Form und andere Eigenschaften mitbringt. Zu den häufigsten eingesetzten Chemikalien in der Kleidungsindustrie zählen Farbstoffe, Bleichmittel-, Lösungsmittel, Weichmacher und Imprägnierungen. Diese Chemikalien können teilweise schädlich für die menschliche Gesundheit und der Umwelt sein.
Übrigens: Fasern wie Wolle, Baumwolle, Leinen, Seide oder Hanf hingegen zählen zu den Naturfasern und werden aus nachwachsenden, pflanzlichen oder tierischen Rohstoffen gewonnen. Wenngleich der Herstellungsprozess ein anderer ist, werden auch hier viele Chemikalien eingesetzt: so wird Baumwolle in Monokulturen und unter Einsatz von Pestiziden angebaut und Schafwolle wird stark gebleicht. Auch Naturfaserkleidung wird mit Chemikalien angereichert, um die gewünschten Eigenschaften zu erzielen oder sie für den Transport in Schiffscontainern vor Schimmel zu schützen.
Wie kann Kleidung unsere Gesundheit gefährden?
Wir Menschen können Chemikalien über die Nahrung, die Haut und die Atmung aufnehmen. Wenn wir Kleidung tragen, die mit vielen Chemikalien behandelt wurde, nehmen wir diese vor allem über die Haut auf, denn unabhängig von Natur- oder Kunstfaser lösen sich Zusatzstoffe mit der Zeit aus unserer Kleidung, besonders durch Körperwärme.
Wieso sind Kunstfasern besonders problematisch?
Plastik ist ein Polymer, welches mit Zusatzstoffen angereichert ist. Man kann sich die Polymerstruktur wie ein Gitter vorstellen und die Zusatzstoffe als kleine Punkte in diesem Gitter. Dort sind sie nicht als feste Bestandteile verankert, sondern können sich mit fortschreitendem Gebrauch zunehmend lösen. Ein langer Hautkontakt, starke Hitzeeinwirkung und Schwitzen können den Effekt verstärken.
Welche gesundheitlichen Risiken gibt es?
Gefährliche Chemikalien können bei uns diverse Krankheiten auslösen. Häufig wirken sie sich zum Beispiel auf unser empfindliches Hormonsystem aus. Das wiederum kann zu allerlei dadurch bedingten gesundheitlichen Problemen führen, wie zum Beispiel Unfruchtbarkeit, eine Immunschwäche oder Entwicklungsstörungen bei Kindern und Säuglingen. Hormonstörende Eigenschaften lassen sich unter anderem bei den Azofarbstoffen nachweisen, die ein beliebtes synthetisch hergestelltes Mittel sind, um Kleidungsstücke einzufärben.
Ein weiteres Beispiel für gefährliche Chemikalien in Kleidung sind Biozide und Nanosilber, die die Eigenschaft besitzen, Bakterien abtöten. Daher sind sie häufig als Zusatzstoff in der Kunstfaser Acryl enthalten, aus der auch Sportkleidung hergestellt wird.
Wieso schützen uns gesetzliche Richtlinien nicht?
Es gibt gesetzliche Richtwerte für den Gebrauch von Chemikalien in Kleidung – pro Kleidungsstück. Diese berücksichtigen aber nicht, dass wir täglich mit vielen verschiedenen Chemikalien (nicht nur von Kleidungsstücken) in Berührung kommen, von denen sich einige im Körper anreichern. Es besteht das Risiko, dass die Chemikalien miteinander agieren. Den Effekt nennt man den „Cocktaileffekt“ und konkrete Langzeitauswirkungen sind Gegenstand aktueller Forschung.
Was kann ich tun?
Generell ist es empfehlenswert, auf Naturfaser, statt Kunstfaser zu setzen, um das Risiko der Aufnahme von Chemikalien zu verringern. Dabei sollten Sie allerdings zu Produkten mit Ökosiegel (z.B. GOTS) greifen, um dennoch vor gefährlichen Chemikalien sicher zu sein. Außerdem sollten Sie neue Kleidung vor dem ersten Gebrauch waschen, da sich bei einem Waschgang bereits viele Chemikalien lösen. Aus dem gleichen Grund ist es auch, nicht nur der Umwelt zuliebe, sinnvoll zu Second Hand Kleidung zu greifen, die in den meisten Fällen schon viele Male gewaschen wurde. Ansonsten gilt: Qualität statt Quantität! Damit schützen Sie nicht nur Ihre Gesundheit, sondern auch die Umwelt.
Sina Trispel
BEF Deutschland
Themenseite: https://www.bef-de.org/plastik-kleidung/
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