Energie & Klimawandel

Projekt Baltic Sea2Land: Case Study Fehmarn

Der Weg der Insel Fehmarn zur Energieautarkie: Eine Case Study im Rahmen von Baltic Sea2Land

Im Rahmen des INTERREG Baltic Sea2Land-Projekts stellt die Insel Fehmarn eine besondere Case Study dar, welche die Bemühungen der Insel um Klimaneutralität fortführt. Fehmarns Ziel ist es, bis 2030 klimaneutral zu werden.

Wie Daten aus dem Jahr 2019 zeigen, übersteigt die jährliche erneuerbare Stromproduktion Fehmarns 576.800 MWh und übertrifft damit den Eigenverbrauch um 857%. Die Windenergie leistet den größten Beitrag zum Energiemix, während Biomasse und Solarenergie eine ergänzende Rolle spielen. Die Hauptfrage der Case Study besteht darin, auszuloten, wie dieser Strom vor Ort auf der Insel selbst verbraucht oder auch umgewandelt werden kann, ohne dass weitere Energie – z.B. für Mobilität oder das Heizen von öffentlichen wie privaten Gebäuden – importiert werden muss.

In der Case Study werden kritische Fragen zu rechtlichen, technischen und gesellschaftlichen Aspekten untersucht. Zentral ist dabei der Umgang mit rechtlichen Anforderungen und potenziellen Hindernissen bei der Verteilung der Energie über lokale Netze, die für die Selbstvermarktung lokaler Energieerzeugender nötig ist. Auch gesellschaftliche Widerstände, z.B. gegen den weiteren Windkraftausbau, werden untersucht, sofern vorhanden. Dies gilt auch für Strategien zur Einbindung der Inselbewohnerinnen und -bewohner vor Ort, um lokalen Mehrwert zu generieren.

Zu den technischen Überlegungen gehören die Untersuchung von Verteilungswegen, Speicherlösungen, sowie Ladekapazitäten für die Elektromobilität – und die Integration dieser einzelnen Aspekte in ein umfassendes Energiekonzept. Auch Aspekte der Sektorenkopplung werden betrachtet, d.h. wie der erzeugte Windstrom für Bereiche wie Heizen, Mobilität und gegebenenfalls auch Landwirtschaft genutzt werden kann. Die Rollen der Kommune, des Kreises und des Landes werden unter die Lupe genommen und die konkreten Schritte, die Einbindung der Akteure und die Zusammenarbeit für eine erfolgreiche Umsetzung skizziert.

Die Case Study Fehmarn bietet auch die Möglichkeit, aus bewährten Verfahren, sogenannten „good practices“, zu lernen. Durch die Analyse rechtlicher Rahmenbedingungen, kommunaler Dynamiken und innovativer Technologien dient Fehmarn potenziell als Modell für eine lokale Energiewende und trägt damit nicht nur zur Erreichung der eigenen Klimaziele bei, sondern bietet auch ein Beispiel für andere Regionen im Ostseeraum. Dafür werden die gewonnenen Erkenntnisse in den übergreifenden “Navigator” des Interreg-Projekts Baltic Sea2Land einfließen, eine Online-Plattform, mit deren Hilfe Kommunen in Zukunft Projekte vor Ort besser planen und durchführen können.

Die Insel Fehmarn ist ein Beispiel für eine ausgewogene und pragmatische Herangehensweise an die Komplexität der nachhaltigen Energiewende und zeigt das Potenzial für skalierbare und replizierbare Lösungen im breiteren Kontext regionaler und internationaler Nachhaltigkeitsinitiativen.

Um diese Ziele zu erreichen, wird ein partizipativer Prozess eingeleitet, bei dem die relevanten Agierenden in Workshops gemeinsam einen Fahrplan entwickeln. Das erste Treffen mit Expertinnen und Experten aus dem Energiesektor, wie zum Beispiel Stromerzeugenden, Vertretenden der öffentlichen Hand oder der Baubehörde, wird im Februar 2024 in Burg auf Fehmarn stattfinden. Im Rahmen des Baltic Sea2Land-Projekts wird die Gemeinde Fehmarn vom Baltic Environmental Forum Deutschland unterstützt, um ein dynamisches, lokales Engagement von Stakeholderinnen und Stakeholdern auf der Insel Fehmarn zu fördern.

Autor: Florian Bortic

Das Verfassen dieses Artikels wurde unterstützt durch das Interreg Baltic Sea Region Programm 2021-2027 – durch den Subventionsvertrag für das Projekt #C018 Baltic Sea2Land von Interreg Baltic Sea Region. Der Inhalt dieses Artikels gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder und liegt in dessen alleiniger Verantwortung. Der Artikel spiegelt nicht die Ansichten des Interreg Baltic Sea Region Programms wider. Das Interreg Baltic Sea Region Programm und seine Vertreter übernehmen keine Verantwortung für die weitere Verwendung dieses Artikels und seiner Inhalte.

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