Autorin: Fee Widerich (Baltic Environmental Forum Deutschland)
Wie gelangen gefährliche Chemikalien aus Plastik in unsere Körper?
Zusatzstoffe der Plastikverpackungen, die auf deren Oberfläche aufgebracht wurden, wie z.B. Klebstoffe zum Zusammenfügen von Schichten oder Farben sind häufig nicht chemisch in der Molekülstruktur des Materials gebunden (wie z. B. die Polymere einer Kunststoffverpackung). Man kann sich das Material, zum Beispiel Kunststoff oder Papier, als dreidimensionales Gitter aus Molekülen vorstellen, in dem diese Zusatzstoffe „um die einzelnen Gitterpole gewebt sind“ und die Beschichtungen auf die äußerste Schicht des Gitters aufgebracht werden. Die Zusatzstoffe können sich aus dem Gitter lösen und sich durch dieses „hindurchbewegen“ (= Migration). Außerdem können die Stoffe durch Verdampfung in die Lebensmittel migrieren (z. B., wenn man verpackte Tiefkühlgerichte in der Mikrowelle erhitzt). Die Migration von Stoffen und deren gesundheitliche Auswirkungen sind für einige Stoffe bereits bekannt, wie beispielsweise für Bisphenol A[1] oder für viele Weichmacher. Aus diesem Grund hat die EU Richtlinien zur Risikobewertung entwickelt, die für alle Materialien und Stoffe gelten und Grenzwerte für einige gefährliche Stoffe festlegen. Derzeit beschränken sich die Migrationsgrenzwerte der Richtlinien auf Blei und Cadmium in Keramik, auf regenerierte Zellulose und auf Kunststoffmaterialien[2]. Bei vielen anderen gefährlichen Stoffen hingegen fehlen Regelungen, z. B: gibt es keine harmonisierten EU-Richtlinien für Papier, Pappe, Beschichtungen, Tinten und Klebstoffe.