Autor: Damian Arikas (Baltic Environmental Forum Deutschland)

Recycling

Recycling heißt das Zauberwort, wenn es darum geht Ressourcen einzusparen, ohne gleichzeitig den Konsum massiv senken zu müssen. Die Grundidee dabei ist einfach: Um die Materialien für jedes neue Produkt nicht ständig neu abzubauen und herstellen zu müssen, werden Materialien – z.B. die oft sehr kurzlebigen Verpackungen – nach ihrer Benutzung gesammelt und zu neuen Produkten verarbeitet. Das klingt sinnvoll und einfach. Doch was bei bestimmten Materialien wie z.B. Glas oder Papier in Deutschland bereits sehr gut klappt, offenbart an anderer Stelle eine Reihe von Problemen, die noch gelöst werden müssen.

So ist trotz Recyclingtonnen und Mülltrennung bei vielen Materialien eine sortenreine Trennung in der Praxis schwer umsetzbar, da viele Abfälle zusammen im Wertstoff oder Hausmüll landen, und danach nicht mehr einfach getrennt werden können. Insbesondere bei Verbundmaterialien, also z.B. bei beschichtetem Papierverpackungen oder komplexen zusammengesetzten Produkten wie z.B. Elektrogeräten ist dies kompliziert und daher oft noch nicht wirtschaftlich.

Hinzu kommt gerade bei Kunststoffen das Problem, dass jeder Hersteller eigene Rezepturen in der Produktion verwendet, die an den jeweiligen Verwendungszweck angepasst sind. Dadurch entsteht beim Vermengen verschiedener Kunststoffe zu neuem recycelten Kunststoff eine unüberschaubare Mischung aus teilweise gesundheitsgefährdenden Materialien, deren Wechselwirkung miteinander kaum einschätzbar ist. So recycelter Kunststoff kann leider nicht mehr ohne Weiteres für jeden Zweck wiederverwendet werden, insbesondere nicht im Zusammenhang mit Lebensmitteln oder anderen sensiblen Produkten wie z.B. Kinderspielzeug.

Das Recycling von Kunststoffen ist aus diesem Grund meist eher als sogenanntes „Downcycling“ zu bezeichnen. Dies bedeutet, dass der Recyclingkunststoff minderwertiger ist als die ursprünglichen Stoffe. Recycelter Kunststoff ist daher nicht mehr überall einsetzbar – aber auch bei minderwertigerem Einsatz, z.B. als Baumaterial besteht die Gefahr, dass giftige Chemikalien über die Zeit austreten und in die Umwelt gelangen. Dieses Problem kann nur durch eine strengere Regulierung der Inhaltsstoffe für alle Arten von Kunststoffen gelöst werden.

Eine weitere offene Frage ist, wie man mit Abfällen umgeht, die man nicht oder nur mit hohem Aufwand getrennt bekommt. Trotz des aufwendigen Mülltrennungssystems in Deutschland sind es gerade einmal 15,6% der Kunststoffe, die recycelt und nicht verbrannt[1] werden, von diesen sind nur 7,8% qualitativ mit Neukunststoffen vergleichbar. Diese recycelte Menge macht gerade 2,8% der in Deutschland verarbeiteten Kunststoffprodukte aus, was kaum als Kreislaufwirtschaft bezeichnet werden kann.[2]

Ein guter Teil (etwa 10%[3]) des deutschen Mülls wird ins Ausland verschifft, ein großer Teil in asiatische Länder wie Malaysia oder Indonesien, aber auch in die Türkei und nach Osteuropa und landet dort auf Deponien, die sehr häufig nicht EU-Umweltstandards entsprechen. Damit ist Deutschland der drittgrößte globale Plastikexporteur[4]. Der Müll wird in den Zielländern nicht selten unkontrolliert verbrannt oder verteilt sich aus offenen Deponien in der Umgebung und in Flüssen, von wo aus er ins Meer gespült wird und die Ozeane gefährdet. Asiatische Flüsse leiten weltweit das meiste Plastik in die Weltmeere[5].

Will man den fortwährenden umweltzerstörerischen Abbau von Rohstoffen verhindern oder zumindest eindämmen, müssen also möglichst viele Stoffkreisläufe geschlossen werden, wofür wegen der Klimabilanz erneuerbare Energien eingesetzt werden müssen. Auch das Design von Produkten im Hinblick auf die leichte Trennung unterschiedlicher Materialien spielt eine wichtige Rolle, ebenso wie die Debatte über verzichtbaren Konsum, insbesondere bei Verpackungen.

Die beste Lösung ist daher unnötigen Müll gar nicht erst zu produzieren und entsprechende Produkte – z.B. Lebensmittel mit überflüssigen Plastikverpackungen – zu meiden und zusätzlich Druck auf die Hersteller auszuüben, ihre Produkte entsprechend zu ändern.

Quellen

[1] Verbrannter Müll gilt in Deutschland als wiederverwertet und damit recycelt, was zu irreführenden Recyclingquoten führen kann

[2] https://www.boell.de/sites/default/files/2022-01/Boell_Plastikatlas%202019%206.Auflage_V01_kommentierbar.pdf, Seite 37

[3] https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/plastik-recyclen-verbrennen-wieder-verwerten-oder-exportieren

[4] https://www.boell.de/sites/default/files/2022-01/Boell_Plastikatlas%202019%206.Auflage_V01_kommentierbar.pdf

[5] https://www.bvse.de/gut-informiert-kunststoffrecycling/nachrichten-recycling/7294-asiatische-fluesse-leiten-das-meiste-plastik-in-die-meere.html

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