Interview #MeineKleidungUnserKlima! BEF durfte auch die Politikerin Lisa Kern (GRÜNE Bürgerschaftsfraktion Hamburg) Fragen zum Thema Nachhaltigkeit und Kleidung stellen. Sie ist Sprecherin für Bezirke und Verbraucher*innenschutz. In dem Interview geht es um ihren persönlichen Umgang mit Mode, politische Maßnahmen und Tipps für Verbraucher*innen. 

Wie gehst du persönlich mit dem Thema Mode um?

Mode hat etwas mit Identität zu tun. Mit unserer Kleidung transportieren wir auch immer eine Botschaft über uns selbst: über unser Verständnis von Schönheit, über unser Befinden und auch über unsere politischen Überzeugungen.

Mein Einstieg in die Beschäftigung mit nachhaltiger und ökologischer Bekleidung waren Jeans. Irgendwann konnte ich die Farbe in den meisten Jeans nicht mehr gut riechen und habe mich auf die Suche begeben. Ich war erstaunt, wie viele verschiedene Marken und Modelle es mit ökologischen Waschungen gibt. Jedoch ist noch Luft nach oben, denn selbst in einer Großstadt wie Hamburg ist die Auswahl im Einzelhandel im Vergleich zum Onlinehandel noch begrenzt.

Für mich ist bei meiner Kleidung in erster Linie wichtig, dass ich mich darin wohlfühle. Deshalb ist Material ein großes Thema für mich. Kunstfasern trage ich nicht gerne. Ich bevorzuge Baumwolle, aber die Herstellung ist leider sehr wasserintensiv. Auf der Suche nach anderen umweltfreundlicheren Alternativen habe ich Lyocell oder Tencel für mich entdeckt, das im Gegensatz zu Baumwolle viel wasserärmer z.B. aus Eukalyptusfasern hergestellt werden kann.

Was sind deine Tipps, um bewusster mit Kleidung umzugehen?

Wenn man weiß, welche Farben und Schnitte einem stehen und in welchen Materialien man sich am besten fühlt, kann man gezielt nach diesen Dingen suchen. Ich kaufe nichts mehr, das sich im Laden nicht 100% richtig anfühlt und schlafe lieber noch eine Nacht drüber, bevor ich mich entscheide. Wenn einzelne Kleidungsstücke dann auch mal hochpreisiger sind, bin ich sehr zuversichtlich, dass ich sie lange trage.

Wenn man doch mal danebengegriffen hat, oder Kleidungsstücke einfach nicht mehr tragen mag, kann man auf Kleidertauschpartys versuchen diese Teile einzutauschen. Oft ist man hinterher um mindestens ein Lieblingsteil reicher.

Um möglichst lange was von meinen Lieblingsteilen zu haben, wasche ich sie möglichst selten. Oft ist es ausreichend, wenn man Kleidung ordentlich durchlüftet.

Besonders Wolle, die in der Waschmaschine ja schnell Knötchen bildet oder verfilzt, eignet sich super zum Lüften. Auf Grund der besonderen Oberfläche kann man Wolle bei kleineren Verschmutzungen auch einfach mal nur abwischen anstatt das Wollwaschprogramm anzuwerfen.

Was ist das Lieferkettengesetz und wie kann es Verbraucher*innen schützen?

Wir alle können uns noch an die Bilder des verheerenden Brandes der Nähereien in Bangladesh erinnern. Niemand möchte durch den Kauf einer neuen Jeans Kompliz*in einer solchen Katastrophe werden.

Bei einem Lieferkettengesetz geht es darum verbindliche und einheitliche Standards für alle in Deutschland ansässigen Unternehmen zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz entlang der gesamten Lieferkette zu definieren. Bisher ist dies nur auf Basis von Selbstverpflichtungen in der Wirtschaft erfolgt.

Für Verbraucher kann mit einem solchen Gesetz sichergestellt werden, dass in Deutschland verkaufte Produkte nicht unter Zwangs- oder Kinderarbeit hergestellt wurden, die Arbeitsbedingungen nicht gesundheitsgefährdend sind oder die Umwelt im Produktionsland massiv in Mitleidenschaft gezogen wird.

Seit 2021 ist ein solches Gesetz in Deutschland in Kraft. Leider gilt es nur für Unternehmen einer bestimmten Größe und legt den Fokus noch nicht deutlich genug auf Umweltaspekte. Ein erster Schritt hin zu einer hoffentlich umfassenden europäischen Lösung ist aber getan.

Wie könnte man Verbraucher*innen die Entscheidung für nachhaltigere Kleidung erleichtern?

Für Verbraucher*innen muss beim Kauf im Internet oder im stationären Einzelhandel sofort ersichtlich sein, was sie da kaufen. Informationen zu Materialien sind nach dem Textilkennzeichnungsgesetz verpflichtend, so weiß jeder woraus seine Kleidung besteht.

Darüber hinaus sollten Verbraucher*innen aber auch Informationen über die bei der Herstellung verwendeten Chemikalien zur Verfügung gestellt werden. Dafür gibt es zum Beispiel diese drei unabhängigen Siegel am Kleidungs-Markt IVN BestGOTS,Made in Green von Oeko-Tex. Seit 2019 gibt es außerdem das staatliche Siegel Grüner Knopf, das sowohl soziale als auch ökologische Standard definiert und die Produzierenden Unternehmen wie die Produkte selbst prüft.

Um den CO2-Fußabdruck von Kleidung zu beurteilen, bedarf es Fachwissen über die Herstellung einzelner Textilien. Das kann man Verbraucher*innen nicht zumuten, weshalb ich entsprechende freiwillige Informationen sehr begrüße und mir auch in diesem Bereich unabhängige Zertifizierung wünsche.

Vielen Dank für das Interview und die spannende Perspektive!

Schützen Sie sich und die Umwelt! 

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