Interview. Im Rahmen der Kampagne #MeineKleidungUnserKlima geht es auch um das Thema Mikroplastik. BEF durfte dazu mit Herrn Hanßen, Leiter der Prozessführung im Klärwerk von HAMBURG WASSER, sprechen. Die Kernfrage: Was kann die Anlage filtern und was können Verbraucher*innen tun, um die Belastung ihres Abwassers mit Schadstoffen zu reduzieren?

Herr Hanßen, in welchem Maß wird Mikroplastik in der Hamburger Kläranlage denn überhaupt gefiltert?

Nach den Ergebnissen langjähriger Forschungsarbeiten z.B. der TU Berlin, der TU Braunschweig und der Emschergenossenschaft /Lippeverband sind konventionelle Kläranlagen mit 3. Reinigungsstufen wie in Hamburg hochwirksam bei dem Rückhalt von Mikroplastik. 99 Prozent des Mikroplastiks können zurückgehalten werden. In Hamburg wird das Mikroplastik im Klärschlamm gebunden und in der Verbrennung unschädlich gemacht. Weil dennoch kleinste Partikel Mikroplastik über den Ablauf der Kläranlage mit dem gereinigten Abwasser in die Elbe gelangen können, fordert HAMBURG WASSER seit langem ein Verbot von Mikroplastik in Haushaltsprodukten wie Waschmitteln.

Welche Textilfasern würden Sie als am unproblematischsten beim Waschvorgang in Bezug auf Schadstoffe und Mikroplastik bewerten?

Unproblematisch sind Baumwollstoffe und andere biologisch abbaubare Fasern wie Hanf oder Seide. Problematisch hingegen sind vor allem synthetische Chemiefasern wie Polyester, Polyethylen und Elastan.

Welche Kleidungsstücke geben am wenigsten und welche am meisten Mikroplastik an das Wasser ab?

Kleidungsstücke mit einem hohen Anteil nicht fest eingewebter Fasern wie Fleecepullover verlieren beim Waschen mehr Material als glatte Sportfunktionskleidung.

In der Kampagne geht es auch um Schadstoffe, die durch unseren Kleidungskonsum in das Abwasser und schließlich möglicherweise in die Elbe gelangen: Welche Stoffe kann die Anlage in Hamburg filtern und welche Stoffe nicht?

Das Klärwerk Hamburg ist eine der modernsten Abwasserbehandlungsanlagen Deutschlands. Die Reinigungsstufen senken die im Abwasser enthaltenen organischen und anorganischen Schadstoffe deutlich.

Trotz der guten Reinigungsleistung gibt es Stoffe, die Klärwerke nicht vollständig abbauen können. Dabei handelt es sich um Kleinstspuren menschlicher Einflüsse – biologisch nicht abbaubare Stoffe, die zum Beispiel in Waschmitteln oder anderen Reinigungsmitteln enthalten sind oder sich von der Kleidung ablösen können. Ein Großteil dieser Schadstoffe werden bei der Abwasserbehandlung im Klärschlamm aufkonzentriert und (in Hamburg) anschließend in der Klärschlammverbrennungsanlage unschädlich gemacht. Dennoch können nicht alle Schadstoffe vollständig aus dem Abwasser herausgefiltert werden – das ist keine Besonderheit in Hamburg, sondern Stand der Technik auf allen Kläranlagen. Sie verbleiben im Wasser und finden über den Kläranlagenablauf den Weg ins Gewässer. Diese Stoffe können sich in der Umwelt anreichern und die aquatische Lebenswelt belasten.

Bildrechte: Hamburg Wasser

Wie kritisch sind konventionelle Waschmittel und Weichspüler in den Kläranlagen? Welche haben den geringsten negativen Einfluss?

Die meisten Waschmittel und Weichspüler enthalten Stoffe, die biologisch nicht vollständig in der Kläranlage abgebaut werden können, die Abwasseranlagen schädigen oder die Funktionsfähigkeit der Abwasserreinigung stören.

Kritisch sind vor allem Produkte, die Rieselstoffe oder Füllstoffe enthalten. Es handelt sich um Sulfate, die die Waschmittelmenge und Rieselfähigkeit erhöhen. Sie sind oft in XXL-Packungen enthalten. Auf die Reinigungsleistung des Waschmittels haben Sie keinen Einfluss. Weil Sulfate in einer Kläranlage nicht vollständig abgebaut werden, belasten sie auch die natürlichen Oberflächengewässer und salzen sie auf, wobei der gesetzlich geforderte gute bis sehr gute ökologische Zustand der Gewässer gefährdet werden kann. Auch andere Salze wie Phosphonate können nicht vollständig aus dem Abwasser entfernt werden. In den Gewässern wirken Phosphonate im Laufe ihrer natürlichen Zersetzung als Pflanzennährstoffe. Sie fördern das Algenwachstum. Dadurch entsteht Sauerstoffmangel, der zum „Umkippen“ der Gewässer und nachfolgendem Fischsterben führen kann.

Einen negativen Einfluss haben außerdem synthetische Stoffe wie Flüssigpolymere oder Duftstoffe, die in Waschmittel enthalten sind. Obwohl diese Stoffe auf dem Klärwerk zum Großteil im Klärschlamm zurückgehalten und in der Klärschlammverbrennung unschädlich gemacht werden, ist nicht auszuschließen, dass ein Anteil der Flüssigpolymere und Duftstoffe über den Kläranlagenablauf in die Gewässer gelangt und die dortige Flora und Fauna belastet.

Kritisch sind ebenfalls Hygienespüler, die i.d.R. versprechen nahezu alle Bakterien aus der Wäsche zu entfernen. Dafür enthalten Hygienespüler sogenannte Biozide. Im Klärwerk können sich Biozide negativ auf die Bakterien in der biologischen Reinigungsstufe auswirken.

Was können Verbraucher*innen aus Ihrer Perspektive im Bereich Kleidung tun, um Ihre Arbeit zu erleichtern bzw. die Natur zu schützen?

Der große Hebel für den Schutz der Gewässer liegt bei den herstellenden Firmen. Als Verursacher der Verunreinigung müssen sie in die Pflicht genommen werden, auf biologisch nicht abbaubare Inhaltsstoffe zu verzichten und umweltfreundliche Alternativen zu entwickeln. Dennoch können wir alle mit ein paar Kniffen nachhaltiger waschen und einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

T-Shirts, Jeans, Pullover und Co. sollten nur dann gewaschen werden, wenn sie tatsächlich verschmutzt sind. Weniger Waschen schont die Umwelt und manchmal reicht es auch, das Kleidungsstück auszulüften. Wer etwas für die Gewässer tun möchte, verzichtet außerdem auf Weichspüler. Die Produkte haben keine Waschwirkung und können die Gewässer belasten. Achten Sie beim Kauf von Waschmitteln darauf, dass diese kein Mikroplastik enthalten. Produkte, die zum Beispiel mit vom Blauen Engel zertifiziert werden, dürfen keine Plastikpartikel enthalten. Zuletzt kann man einen Beitrag zum Umweltschutz leisten, indem man die Waschmittelmenge anpasst – an den Verschmutzungsgrad der Wäsche und den Härtegrad des Wassers.

Vielen Dank für das Interview und die spannende Perspektive!

 

Mehr Informationen über HAMBURG WASSER sowie hilfreiche Tipps rund um die Ressource Wasser findet ihr hier: Startseite – Hamburg Wasser. 

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