Der Klimawandel im Herzogtum Lauenburg – „Wir hatten in den letzten Jahren historische Wettereignisse und zwar in kurzer zeitlicher Abfolge“
Im Rahmen unseres Projektes KNOWING Climate, in Kooperation mit dem Klimaschutzmanagement des Kreises Herzogtum Lauenburg, beleuchten wir in diesem Blog-Artikel die aktuellen Herausforderungen des Klimawandels in der Region. Dabei werfen wir einen Blick auf die außergewöhnlichen Wetterereignisse der letzten Jahre und deren Auswirkungen auf das Herzogtum Lauenburg.
Das Klima im Kreis Herzogtum Lauenburg ist gemäßigt. Die Durchschnittstemperaturen betragen im Winter um die null Grad und im Sommer knapp 20 Grad. Außerdem regnet es in der Region eigentlich überdurchschnittlich viel: Allein im Juli kommt es normalerweise zu etwa 13 Regentagen. Jedoch sind die Folgen des Klimawandels seit einigen Jahren auch im Kreis Herzogtum Lauenburg zu spüren.
„Nicht nur haben die kurzfristigen Wetterschwankungen zugenommen, sodass zum Beispiel Temperatursprünge von 10 Grad innerhalb weniger Tage vorkommen können, es kommt darüber hinaus auch häufiger zu Starkregenereignissen und milderen Wintern“, sagt Corina Müller, die Klimaschutzmanagerin des Landkreises, die unter anderem für die Entwicklung und Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes verantwortlich ist. Während es im Jahr 2017, insbesondere im Sommer, überdurchschnittlich viel geregnet hat, war 2018 in Norddeutschland der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Außerdem kam es in den Jahren 2002 und 2013 zu Jahrhunderthochwassern der Elbe, welche durch vorhergehende, tagelange Regenfälle ausgelöst wurden.
Wie es trotz vermehrter Starkregenereignisse zu Trockenheit in der Region kommen kann, lässt sich mit einer „schlechteren Verteilung des Niederschlages“ erklären. Denn die Trockenphasen verlängern sich, gleichzeitig konzentriert sich der Niederschlag auf einzelne Zeitpunkte, an denen es zu so starken Regenfällen kommt, dass die Böden diese Wassermengen nicht so schnell aufnehmen können. Überschwemmungen und Bodenerosion sind die Folge.
Mehr als die Hälfte des Kreises Herzogtum Lauenburg besteht aus landwirtschaftlich genutzter Fläche. Allerdings ist kaum ein Wirtschaftssektor so abhängig vom Klima wie die Landwirtschaft, sodass die Extremwetterereignisse sich hier besonders bemerkbar machen. Vor allem die Wasserknappheit durch die Abnahme des Sommerniederschlages in den letzten Jahren macht den Landwirten der Region große Sorgen. Der fehlende Regen führt zu einer Austrocknung der Böden bis in tiefe Bodenschichten und zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels. Durch meteorologische Verschiebungen kommt es zudem zu Veränderungen in der Vegetation. Beispielsweise setzen die häufigeren milden Winter Raps, Gerste und Weizen zu. Denn ein gewisser Kälteanreiz fördert das Wachstum dieser Pflanzen im nächsten Frühjahr und durch eine Schneedecke werden die Winterkulturen geschützt. Darüber hinaus lockern Temperaturen unter null Grad den Boden auf, sodass die Bodenstruktur verbessert wird. Außerdem überleben diverse Schädlinge die frostigen Temperaturen nicht.
Die Landwirtschaft ist aber nicht nur Betroffene des Klimawandels, sondern auch Mitverursacherin: Großen Einfluss auf das Klima und umliegende Ökosysteme hat zum Beispiel der Einsatz von Düngemitteln. „Man unterscheidet zwischen organischer und mineralischer Düngung. Organische Düngemittel fallen auf dem landwirtschaftlichen Betrieb an, dies sind zum Beispiel Gülle oder Gärreste aus der Biogasanlage. Wird zu viel Dünger auf die Felder ausgebracht, besteht die Gefahr der Auswaschung von Nährstoffen, was zur Belastung von Gewässern führen kann. Darüber hinaus entstehen Lachgas- und Methanemissionen bei der Ausbringung organischer Düngemittel.“, so Corina Müller. Dabei hat Methan eine 25-mal stärkere klimaschädliche Wirkung als CO2 und Lachgas sogar eine knapp 300-fache.
Mineralischer Dünger hingegen wird in einem sehr energieaufwendigen chemischen Prozess hergestellt und hat dadurch große Auswirkungen auf das Klima. Die für die Produktion genutzte Ammoniaksynthese gehört sogar zu den größten industriellen Energieverbrauchern – sie macht etwa ein bis drei Prozent des weltweiten Energiebedarfs aus.
Laut Müller ist der Aufbau einer klimafreundlichen Landwirtschaft enorm wichtig, bei der auf kurze Transportwege, auf eine bodenfördernde Fruchtfolge und auf faire Geschäfts- und Handelsbeziehungen mit einer regionalen Wertschöpfungskette geachtet wird. Sie sieht aber auch noch ein weiteres Handlungsfeld: „Neben der Reduktion von Treibhausgasen in der Landwirtschaft soll es im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes unseres Kreises auch um die Schaffung von CO2-Senken in Form von Humusaufbau gehen.“ Denn Böden gehören zu den größten CO2-Speichern: Weltweit entziehen sie der Atmosphäre jährlich 150 bis 250 Millionen Tonnen CO2. Humus nimmt dabei eine besondere Rolle ein, denn dieser setzt sich aus abgestorbenen pflanzlichen und tierischen Stoffen zusammen und besteht zu mehr als 50 Prozent aus Kohlenstoff. Darüber hinaus übernimmt Humus auch wichtige Funktionen im Ökosystem, er kann bis zur 20-fachen Menge seines Eigengewichts an Wasser speichern und schützt den Boden vor Erosion.
Mit der Frage, wie man eine Landwirtschaft erreicht, die sowohl besser an den Klimawandel angepasst ist als auch selbst weniger Treibhausgase verursacht, beschäftigt sich das Herzogtum Lauenburg auch im EU-Projekt „KNOWING“, welches zu den Themen Klimafolgenanpassung und Klimaschutzstrategien forscht. „Für circa 1.000 Hektar an kreiseigenen Einzelpachtflächen sollen die Pachtverträge 2027 erneuert werden. Wir erhoffen uns aus dem Projekt KNOWING Input zum Thema klimafreundliche Landwirtschaft beziehungsweise Kriterien, die wir in die neuen Pachtverträge aufnehmen können.“, sagt die Klimaschutzexpertin.