Zu Beginn dieses Jahres haben wir in einem Artikel vorgestellt, welche Rolle die Insel Fehmarn für unser Projekt Interreg Baltic Sea2Land spielt. Konkret geht es um die Frage, ob und wie Fehmarn energieautark werden kann. Damals startete die Testphase des Sea2Land-Projektes, in der die Durchführbarkeit und Effektivität des sogenannten „S2L-Navigators“ am Beispiel der Insel Fehmarn erprobt wurde. Seitdem ist einiges passiert.
Zunächst haben wir, wie alle anderen Partnerorganisationen, die Projektkoordination bei der Ausarbeitung des Navigators unterstützt. Dafür haben wir Elemente des Navigators auf verschiedene Bereiche unseres Fehmarn-Fallbeispiels angewendet. Was der Navigator eigentlich ist, wie er mit dem Projekt zusammenhängt und wie genau er funktioniert, haben wir hier näher erläutert.
Für diesen Zweck fand ein regelmäßiger Austausch mit dem Umweltrat Fehmarn statt, mit dem wir eng zusammenarbeiten. Kontinuierliche Absprachen mit dem Umweltrat waren aber auch notwendig, da wir im Juni alle Partnerorganisationen des Projektes sowohl in Hamburg als auch auf Fehmarn zu einer gemeinsamen Konferenz begrüßen durften. Die Konferenz war sehr erfolgreich; gearbeitet wurde im Goldbekhaus in Hamburg. Auf Fehmarn gab es wiederum eine Tagesexkursion, welche alle Themenbereiche des Sea2Land-Projektes abdeckte.
Mit dem Umweltrat tauschten wir uns aber auch über für den Piloten relevante Stakeholder*innen auf Fehmarn aus. Diese luden wir schließlich zu gemeinsamen Diskussionen ein, um darüber zu sprechen, wie Fehmarn das Ziel der Energieautarkie umsetzen kann. Dazu gehörten Vertreter*innen der Kommune Fehmarn aber auch Energieexpert*innen.
Unter anderem trafen wir uns mit Vertretern eines energieversorgenden Unternehmens aus Schleswig-Holstein, das auf Nahwärmenetze spezialisiert ist, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden können. Mit ihnen haben wir besprochen, ob Nahwärmenetze auf Fehmarn, insbesondere in Burg auf Fehmarn, eine sinnvolle Alternative zur bisherigen fossilen Wärmeversorgung sein könnten. Diese Nahwärme soll mit Hilfe großer Wärmepumpen produziert und an umliegende Haushalte verteilt werden. Ob und wie genau ein solches Vorhaben umsetzbar ist, werden wir weiter diskutieren.
Darüber hinaus trafen wir uns auch mit Expert*innen aus dem Windkraftsektor der Insel, wie z.B. Betreiber von Windparks. Im Austausch mit diesen Fachleuten fanden wir heraus, dass eine regionale Stromversorgung aus rechtlichen Gründen nicht ganz einfach ist, da Strom grundsätzlich über die bestehenden Netze transportiert werden muss. Daher werden einerseits Netzentgelte fällig, was den Gewinn dezimiert, andererseits wird der Strom aber auch in das gesamtdeutsche bzw. europäische Netz gespeist und ist daher nicht mehr 1:1 regional, sondern mischt sich mit dem Strom aus fossilen Quellen und aus anderen Regionen.
Regionale Direktleitungen oder alternative regionale Netze sind dagegen vom deutschen Gesetzgeber nicht gestattet, wenn die Übertragung sehr nahe Distanzen (ca. 3km) überschreitet, da die Kosten für den Betrieb und die Instandhaltung der überregionalen Netzinfrastruktur weiterhin auf alle Verbrauchende umgelegt werden sollen (Solidarsystem) und nicht einzelne Regionen bzw. Erzeuger und Verbraucher sich dort ausklinken, weil sie eigene Leitungen betrieben.
Eine Alternative bei bestehender Gesetzeslage besteht also nur darin, die Distanz zwischen Produzenten und Verbrauchern möglichst gering zu halten, zumindest für einen Pilotversuch. Im Falle Fehmarns könnten dies in Ortslagen funktionieren, die in unmittelbarer Nähe zu Windkraftanlagen liegen. Eine solche Ortslage zu identifizieren und das Projekt der Energieautarkie, wenn auch nicht für die gesamte Insel, hier zumindest lokal durchzuführen, könnte Teil eines Folgeprojektes sein.
Mit der Hilfe von Energierechtsexperten wollen wir dazu ein Report entwickelt, welcher die genannten Problematiken benennt und Alternativen aufzeigt, um eine lokale, klimafreundliche Energieautarkie möglich zu machen. Praktikable Lösungen zur Stärkung der lokalen klimafreundlichen Energieversorgung sollen benannt werden und als potenzielle Grundsteine für ähnliche Projekte in anderen Regionen dienen.
Autor: Florian Bortic
Das Verfassen dieses Artikels wurde unterstützt durch das Interreg Baltic Sea Region Programm 2021-2027 – durch den Subventionsvertrag für das Projekt #C018 Baltic Sea2Land von Interreg Baltic Sea Region. Der Inhalt dieses Artikels gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder und liegt in dessen alleiniger Verantwortung. Der Artikel spiegelt nicht die Ansichten des Interreg Baltic Sea Region Programms wider. Das Interreg Baltic Sea Region Programm und seine Vertreter übernehmen keine Verantwortung für die weitere Verwendung dieses Artikels und seiner Inhalte.